Solar ist ein Modewort, das nichts Genaues
bezeichnet, aber gut klingt. Es gibt Solaranlagen, Solarhäuser, Solare Städte,
Solararchitektur. Solar ist ein Modewort, ein Wort,. Es schn
Um zu verstehen, was jeweils mit „solar“ gemeint ist, braucht es Präzisierungen.
Als Solaranlagen
werden zwei vollständig
verschiedene Technologien bezeichnet ohne näher zu sagen welche gemeint ist.
Die eine Technologie beutet die Sonnenstrahlung als Wärmequelle aus, die andere
verwandelt diese Strahlung in elektrischen Strom. Im ersten Fall spricht man
korrekterweise von Sonnenkollektoren oder von solarthermische Anlagen, im
zweiten Fall von Photovoltaik. Die einzige Gemeinsamkeit beider Technologien
ist diejenige, dass beide das Sonnenlicht nutzen. Seltsamerweise spricht
niemand von „solar“ im Zusammenhang
mit der Photosynthese, obwohl diese nur dank der von der Sonne gelieferten
Energie funktioniert und eines der wichtigsten Prozesse ist, die auf diesem
Planeten ablaufen.
Auch wenn von Solarhäusern
die Rede ist, ist selten
klar, was gemeint ist. ob in dem Haus die Sonnenenergie passiv, aktiv oder auf
beide Arten genutzt wird. Passiv bedeutet, man lässt das Sonnenlicht durch die
Fenster herein, weil man sich davon einen Wärmegewinn erhofft, der zur Heizung
beiträgt. Die Sonne wird als Wärmequelle genutzt. Aktiv ist die Nutzung der
Sonnenenergie, wenn technische Vorrichtungen eingesetzt werden, zum Beispiel Sonnenkollektoren,
die Wasser oder Luft erwärmen oder Photovoltaik-Anlagen (oft als Solarmodule
bezeichnet), die das Sonnenlicht in elektrischen Strom umwandeln. In einem Solarhaus kann
die Sonnenenergie sowohl passiv als auch aktiv genutzt werden.
Als „Solararchitektur“ sollten
nur Bauwerke bezeichnet werden, die im Hinblick auf eine hohe Sonnenenergienutzung
projektiert und gebaut worden sind, wobei es gleichgültig ist, ob diese Nutzung
nun aktiv, passiv, oder beides ist. Solar ist folglich diejenige Architektur, welche
die Sonne gezielt zur Belichtung und Beheizung von Räumen, sowie zur Erzeugung
von Warmwasser und elektrischem Strom nutzt, um auf diese Weise einen erheblichen
Teil des Energiebedarfs eines Gebäudes zu decken.
Oftmals werden Häuser
mit geringem Energieverbrauch ebenfalls als Solarhäuser bezeichnet, obwohl sie
die Eigenschaft wenig fossile Energie zu verbrauchen eher ihrer Wärmedämmung
und anderen energiesparenden Massnahmen verdanken und weniger dem Beitrag der
Sonne. Dazu ist grundsätzlich
zu sagen, dass der Begriff „Solarhaus“ keinen Energiestandard bezeichnet. Es ist deshalb
angebracht etwas über die üblichen Energiestandards von Gebäuden zu sagen.
Der
Energiestandard eine Gebäudes wird üblicherweise durch den
Jahresenergieverbrauch pro Quadratmeter beheizte Fläche (oder Nettowohnfläche)
ausgedrückt (kWh/m2a), wobei zu spezifizieren ist, ob es sich um den
Gesamtenergieverbrauch oder nur um den Heizenergieverbrauch handelt. Die nachfolgende Tabelle zeigt das Beispiel
einer Klassifizierung von Gebäuden entsprechend ihrem
Jahresheizwärmebedarf. In dieser Tabelle
sind die Klassen als Wärmeschutzklassen bezeichnet sind (Quelle:
CasaClima, Provinz Bozen, Südtirol, Italien). Die Einteilung in sieben Klassen
von A bis G wurde entsprechend der Einteilung von Elektrogeräten in
Effizienzklassen gewählt.
Wärmeschutzklassen
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Jahresheizwärmebedarf
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Wärmeschutzklasse A
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HWBNGF ≤ 30 kWh/(m²·a)
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Wärmeschutzklasse B
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HWBNGF ≤ 50 kWh/(m²·a)
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Wärmeschutzklasse C
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HWBNGF ≤ 70 kWh/(m²·a)
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Wärmeschutzklasse D
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HWBNGF ≤ 90 kWh/(m²·a)
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Wärmeschutzklasse E
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HWBNGF ≤ 120 kWh/(m²·a)
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Wärmeschutzklasse F
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HWBNGF ≤ 160 kWh/(m²·a)
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Wärmeschutzklasse G
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HWBNGF > 160 kWh/(m²·a)
|
Es gibt ausserdem noch spezielle Definitionen der Energieeffizienz von Gebäuden, wie zum Beispiel Passivhaus. Ein Passivhaus hat definitionsgemäss einen Heizenergieverbrauch von ≤ 15 kWh/(m²·a), verbraucht also weniger Heizenergie, als ein Haus der Wärmschutzklasse A. Manchmal trifft man auch Bezeichnungen wie PassivhausPlus, was heissen soll, dass das Gebäude den Energiestandard eines Passivhauses hat und darüber hinaus mit energieerzeugenden Anlagen bestückt ist, so dass es mehr Energie produziert als es verbraucht. Solche Häuser sind zum Beispiel die von Rolf Disch geplanten Häuser in der Solarsiedlung am Schlierberg in Freiburg im Breisgau (siehe Abbildung).
Die Solararchitektur
findet in Europa immer mehr Beachtung, weil die dortige Umweltpolitik sich zum
Ziel gesetzt hat, den Energieverbrauch und somit den CO2-Ausstoss im Hinblick
auf den Klimawandel drastisch zu reduzieren. Eine vermehrte Nutzung der
Sonnenenergie soll den Verbrauch von fossilen Energieträgern – Kohle, Erdöl und
Erdgas - vermindern, nicht etwa weil diese Ressourcen endlich sind und einmal
aufgebraucht sein werden (was eine rationale Überlegung wäre), sondern weil mit
deren Verbrennung die Emission von klimaschädlichen CO2 verbunden ist. In
Europa hat man sich in den Kopf gesetzt, das Klima retten zu wollen.
Die
Nutzung der Sonnenenergie wird häufig propagiert mit dem Hinweis diese Energie
sei gratis, aber das stimmt nicht. Gebäude, die ganz oder fast ausschliesslich mit
Sonnenenergie betrieben werden, sind meistens sehr viel teurer als normale
Bauwerke, denn um ein Haus ausschliesslich mit Sonnenenergie zu versorgen, muss
man zum Teil zu teuren Massnahmen greifen: die Wärmedämmung, inklusiv der der
Fenster, muss sehr viel effizienter sein als die in normalen Häusern um den Heizenergiebedarf
so niedrig zu halten, dass er von den solaren Energieeinträgen gedeckt werden
kann. Und Photovoltaik-Anlagen sind in der Anschaffung so teuer, dass ihre
Amortisation sehr viel Zeit erfordert, sofern sie nicht staatlich
subventioniert sind.
Die Solararchitektur
entstand nicht, wie vielleicht manche Leute glauben, nach den Erdölkrisen der
70er und 80er Jahre, sondern schon vor dem Zweiten Weltkrieg, als noch niemand
von Energiekrise und Klimawandel gesprochen hat. Die ersten experimentellen
Solarhäuser entstanden in den Vereinigten Staaten und wahrscheinlich stammt
auch das Wort „Solararchitektur“ (Solar
Architecture) von dort.
Das
grosse Problem der Sonnenenergienutzung, sei sie nun passiv oder aktiv, ist die
Unbeständigkeit der Energiequelle. Die Sonne scheint nicht immer. Nachts hört
der Energiefluss auf und bei bedecktem
Himmel nimmt er gewaltig ab. Schon einzelne Wolken vor der Sonne verringern
sehr stark die Strahlungsleistung. Im Winter, wenn man die Sonnenwärme gut
gebrauchen könnte, sind die Tage kürzer und der Himmel ist häufiger bedeckt.
Viele
Ingenieure und Architekten haben deshalb nicht nur darüber nachgedacht wie man
die solaren Energiegewinne, vergrössern kann, sondern auch darüber, wie man die
an sonnigen Tagen gewonnene Wärme für die Nacht und ganz generell für solche Zeiten
speichern kann, an denen die Sonne nicht scheint. Wer hat nicht schon einmal
den Gedanken gehabt „Ach wie schön wäre es, wenn man von der (manchmal
drückenden) Wärme im Sommer etwas für den Winter aufheben könnte“. Und genau
diesem Wunsch hat die Solararchitektur ihre Entstehung zu verdanken. Aus dem
Hunger nach solaren Wärmegewinnen, lässt sich leicht schliessen, woher die
Solararchitektur stammt: aus Ländern, in denen man einen grossen Teil des
Jahres heizen muss, wie in Nordamerika und in Europa.
Wir lassen unsere Geschichte
der Solararchitektur mit den experimentellen Häusern beginnen, die das Massachusetts Institute of
Technology (MIT) ab 1938 zu Studienzwecken gebaut hat. Es folgen dann
Beispielen von Solarhäusern in den USA und in Europa. Die Beispiele sollen vor
allem aufzeigen, mit welchen Mitteln man versucht hat, die von der Sonne
gewonnene Wärme zu speichern. Am Ende der Geschichte stehen Häuser, die ihren
Wärme- und Strombedarf ausschliesslich mit der Sonne decken, wie zum Beispiel
die sogenannten Passivhäuser. Solche Passivhäuser gibt es immer mehr.
Deutschland und die Europäische Union möchten, dass in Zukunft alle neuen
Gebäude den Energiestandard von Passivhäusern aufweisen, nicht etwa, um fossile
Energieträger einzusparen, weil diese unwiederbringlich sind, sondern, wie
gesagt, um das Klima zu retten. Darüber kann jeder denken wie er will.